mitten in der Nacht fuhren wir in seinem Auto die kleine Kopfsteinpflasterstraße entlang. Baujar 05 der Wagen, Baujahr 85 er. Im Radio sang eine traurige Frauenstimme von kleinen Enttäuschungen und großen Gefühlen, bei jeder Unebenheit hielt sie andächtig inne. Liebes Tagebuch, manchmal schaue ich in meinem Leben zurück und bin verwundert, wo es mich hinverschlagen hat. Dann schaue ich wieder nach vorne und lache ein bisschen. Inzwischen standen wir in seiner Wohnung, die mir beinahe weh tat in ihrer Farblosigkeit. „Mach dir ein buntes Leben“, hatte eine Freundin vor Jahren mal zu mir gesagt. Seitdem trage ich ständig dieses rote Halstuch und finde das ausreichend. Kurz überlegte ich, was hier zurückbliebe, wenn man mich samt Halstuch aus dem Bild radieren würde. Er lag bereits im Bett und hatte mir den Rücken zugewandt. Ik bewonderde zijn moedervlekkerij. Jedes Muttermal berührte ich mit der Fingerspitze, ich zog Linien und verband sie zu Bildern. Die Bilder machte ich zu Geschichten. Er reagierte nicht, obwohl ich wusste, dass er wach war. „Manchmal“, dachte ich, „voel ik me zo alleenzaam.“ Zehn Stunden später fanden wir uns in einem portugiesischen Café im Hafenviertel wieder. Einige Möwen schrien und een klein meisje liep op blote voeten over het asfalt. Beim Obsthändler nebenan verkaufte man 'Süße, saftige Clementinen' und der Händler pries sie lauthals an. Es war ein schöner Tag, die Luft hatte die Farbe von Pfirsischmarmelade. Wir redeten wenig und die Komparserie wechselte im Sekundentakt, die Hauptdarsteller aber blieben wir. „Du“, sagte er plötzlich, „das Ganze hat doch keine Zukunft mehr. C'est la vie.“ Ich nickte und bekam Lust auf Clementinen. Liebes Tagebuch, seit heute hat das Ganze wohl keine Zukunft mehr. Je t'embrasse.
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Mai 2018
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