Amsterdam fancy - bürgerlich - schnittig - pittoresk - teuer - gesellig - hip - snobby - international - weltoffen - grün - pragmatisch - bohéme - gay - seicht - liederlich - holländisch - eitel - geordnet - arriviert - flüssig - reich - klassisch - frivol - protestantisch - schmuck - slow Rotterdam maritim - urban - ruppig - lückenhaft - ursprünglich - modern - multikulturell - tolerant - günstig - weit - grau - ungemütlich - jung - innovativ - schäbig - schroff - ironisch - unfertig - arm - ungewöhnlich - rau - windig - bodenständig - ehrlich - hässlich - treu - zentral Antwerpen stylisch - ruhig - mittelalterlich - mondän - konservativ - kulturell - chic - katholisch - verschlossen - flämisch - tüchtig - gemütlich - traditionell - bedingungslos - golden - fein - blasiert - malerisch - geschäftig - tugendhaft - romantisch - adrett - klein - eng - bourgeois Brüssel unbesonnen - groß - mediterran - laut - rumpelig - aufregend - zwielichtig - frankophon - europäisch - liberal - dynamisch - bunt - rastlos - exquisit - flüchtig - verrückt - dunkel - diffus - unanständig - dekadent - zerrissen - schmutzig - kosmopolit - schnell - hügelig
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Um anfängliche Fehler zu vermeiden, haben Anne-Marie und ich uns genau informiert, wo wir die besten Chancen hätten, um nach Rotterdam weiter zu trampen. Unsere Sachen waren gepackt, alle Spuren in Amsterdam beseitigt und wir machten uns auf den Weg zur Amstelstation, einer weiteren offiziellen Lifthalte. Unsere Lust, am Straßenrand zu stehen und uns von vorbeifahrenden Menschen begaffen zu lassen, war an diesem Tag nicht sehr groß und so waren wir umso glücklicher, als schon nach einigen Minuten jemand anhielt. Er hieß Niels und erzählte uns, dass er früher selbst viel getrampt sei. Wir waren noch müde und schwiegen. "Sogar in Süddeutschland!" Wir beide lächelten etwas gequält. Die meisten Fahrer wählen so eine Anekdote als netten Einstieg für ein Gespräch und immer wieder bringt Anne-Marie und mich das in die verzwickte Lage, unsere Tramping-Jungfräulichkeit zu vertuschen. Vor ein paar Wochen hatten wir den Horrorfilm 'The Hitcher' im Fernsehen gesehen und wussten also, was wir auf jeden Fall vermeiden mussten (psychische Störungen vortäuschen, Witze über Waffen machen, aussehen wie Rutger Hauer), großartige praktische Erfahrungen im Trampen hatten wir jedoch nicht.
Niels machte lange Pausen in seinen Sätzen, oft an Stellen, die für Pausen überhaupt nicht geeignet schienen. Er probierte uns, den Unterschied zwischen Amsterdam und Rotterdam zu erläutern, natürlich nicht ohne zu erwähnen, dass Rotterdam irgendwie besser ist. Rotterdam ist eine bodenständige Arbeiterstadt, während Amsterdam abgehoben und versnobt ist. Ich überlegte, ob es diesen Städte-Zwist nicht in fast allen Ländern gäbe. Wir hörten ihm zu, was er uns zu erzählen hatte und mussten in den nächsten Tagen noch mehrmals daran denken. Vor allem aber half uns sein Tipp, im Seemannshaus zu übernachten, da wir keinerlei Menschen kannten, bei denen wir sonst hätten schlafen können. Wir gaben also je 25 Euro für unser Zwei-Bett-Zimmer aus und sparten uns so das 10-Mann-Dormatorium im Hostel, vor dem es mir sowieso schon graute. Rotterdam war in der Tat völlig anders als Amsterdam: die Skyline erinnerte eher an Frankfurt am Main, als an Holland, die ganze Stadt ist völlig geprägt von ihrem maritimen Flair. Menschen verschiedenster Nationalitäten leben hier anscheinend ziemlich glücklich miteinander (mehr als 50% der Rotterdammer sind nicht niederländischer Abstammung) und auch wir wurden freundlich empfangen. Trotz der kühlen Block-Architektur hat Rotterdam schnell seinen Weg unter meine Lieblingsstädte gefunden. Der einzige Wehrmuthstropfen war, dass wir sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne planlos durch die Stadt liefen. So haben wir auch erst um 1 Uhr erfahren, dass um 1 Uhr Sperrstunde ist. Kosten/Strecke: 5,60€/90km + 25€ Logie Was wir gelernt haben: dass man Hamburg und (!) Berlin mögen kann Was wir hätten brauchen können: ein iPhone Wir genossen es ungefähr bis 11h, die Bankfiliale durch ein Bett eingetauscht zu haben, ließen uns von Fleur ein herrschaftliches Frühstück zubereiten und machten uns dann auf den Weg Richtung Innenstadt. Die Gaypride, die an diesem Samstag auf den Grachten Amsterdams stattfinden sollte, ließen wir zu Gunsten eines Cafébesuches ausfallen. Es regnete den ganzen Tag in Strömen und wir resümierten unser Dasein als Tramper. Wir hatten weder daran gedacht, einen Regenschirm mitzunehmen noch wasserfeste Kleidung. Auch unsere sauberen Söckchen und Unterhöschen gingen langsam zur Neige. Außerdem drohte meine Reisetasche sich in ihre Einzelteile aufzulösen. Dass wir offensichtlich schlechte Tramper waren, hinderte uns jedoch nicht daran, unsere Ankunft in Amsterdam mit je drei Milchkaffee zu feiern. Als die Wolken sich kurzzeitig auflockerten, wagten wir einen Spaziergang durch die Stadt, saßen aber nur ein paar Stunden später wieder in der selben Straße und nahmen drei Freunde aus Flandern in Empfang. Erst gegen Abend beteiligte ich mich an den allgemeinen Feierlichkeiten und gesellte mich zu Fleur und Keke in die Reguliersdwaarsstraat. Henning, ein Kommilitone aus Berlin, der seit einiger Zeit in Amsterdam wohnt, stieß auch noch dazu und der Abend wurde lang. Das Straßenfest verlagerte sich zusehends mehr in die Bars und Clubs, als auch hier die Türen schlossen, tingelten die Uebriggebliebenen weiter zu den Aftershowpartys. Meine persönliche Aftershow dauerte bis 13h am Sonntagmittag und endete schlafend in Fleurs Hausflur. Abgesehen von der kurzen Episode, wie Anne-Marie mich dort aufliest und zu Bett bringt, verläuft mein restlicher Sonntag recht ereignislos.
Kosten/Strecke: 7,80€/20km Was ich gelernt habe: Es gibt einen richtigen Zeitpunkt, um Partys zu verlassen. Meistens liegt der vor „Kommt, lasst uns noch weiterziehen!" Was ich hätte brauchen können: Anne-Marie Es schien sich unter unseren Fahrern eingebürgert zu haben, uns noch etwas auf den Weg mitgeben zu wollen. Während es bei Ludwig noch ein kühler, aber ostfriesischer Handschlag war, gab uns in Rhede ein LKW-Fahrer sogar eine Tüte Karamellbonbons und wünschte uns viel Glück. Der Familienvater, der uns nach Groningen fuhr, schenkte uns zwei Ausgaben des Kartenspiels, das sein 11-jähriger Sohn erfunden hatte und wir versprachen, es in Berlin auch mal zu spielen. (Die Spielanleitung hatten wir bereits im Auto ausführlich besprochen.) Das Trampen schien in den Niederlanden generell besser zu funktionieren: in größeren Städten sind hier sogenannte 'Lifthaltes' eingerichtet, spezielle verkehrsgünstige Plätze, die öffentlich zum Trampen ausgeschrieben sind. An solch eine Lifthalte stellten wir uns, nachdem wir den sonnigen Tag in Groningen verbracht hatten. Die Müdigkeit steckte uns noch immer in den Knochen und wir wären beide lieber in einen Zug gestiegen, aber wir malten wieder unser Schildchen und stellten uns in der Nähe vom Groninger Hauptbahnhof auf. Gerade als unweit von uns ein Motorradfahrer einen kleinen Unfall hatte und wir vom Trampen abgelenkt waren, hielt jemand an, um uns ein Stückchen die Autobahn entlang mitzunehmen. Die Freude über das Weiterkommen überlagerte unsere Sorge um den Motorradfahrer und wir überließen ihn seinem Schicksal. Unser Fahrer sprach einen unglaublich breiten Groninger Dialekt, sodass Anne-Marie trotz hervorragender Niederländischkenntnisse häufig Mühe hatte, ihm zu folgen. Wir hatten inzwischen eine Regelung gefunden, wer auf dem Beifahrersitz Platz nehmen sollte: immer der, der gerade mehr dazu in der Verfassung war, viel zu sprechen. Langsam etablierte sich bei uns ein Smalltalkschema, das wir mit der Zeit perfektionierten. Wir warfen uns verbal den Ball zu, verfeinerten einige charmante Anekdoten und wurden so zu kurzweiligen Entertainern. Wir legten uns bereits Floskeln zurecht, die am Ende der Fahrt unsere unendliche Dankbarkeit zeigen sollten (Vielen Dank, dass du uns auf unserer Reise ein Stückchen weitergebracht hast!) und stimmten kleine Jubelgesänge an, sobald wir uns dem Ziel näherten. (Wow, das ist echt so toll!) Jeder Fahrer wurde von uns mit dem Gefühl entlohnt, etwas Gutes getan zu haben.
Zwischen den Rastplätzen Hoogeveen und Amersfort, beide irgendwo im niederländischen Nirgendwo, kamen erstmals politische Themen auf. Es bot sich an, denn unser Fahrer war sehr gebildet und wollte uns daran teilhaben lassen. Dass wir von den meisten Dingen während unseres Niederlandistikstudiums schon gehört hatten, verschwiegen wir. Er hatte eine ruhige Stimme, redete langsam und freute sich immer, wenn er irgendeine Information in die Freiheit unserer Köpfe entließ. Die letzte Etappe auf unserem Weg in die niederländische Hauptstadt sollte zugleich auch die seltsamste werden. Nachdem wir bereits anderthalb Stunden auf dem Rastplatz vertrödelt hatten, fiel uns ein junger Mann auf, der alleine in seinem nicht sehr teuren Auto fuhr – unserer Erfahrung nach eine 10 auf der Fahrer-Skala. Tatsächlich schien er auch recht unkompliziert, sah auch in dem Fahrrad auf seiner Rückbank kein wirkliches Hindernis uns mitzunehmen und so waren wir zehn Minuten später auf dem Weg nach Amsterdam. Anne-Marie kam schnell mit ihm ins Gespräch, während er bei geschlossenen Fenstern eine Zigarette rauchte. Keiner weiß mehr genau, an welcher Abzweigung in der Konversation wir falsch abgebogen waren, jedenfalls bot er Anne-Marie relativ zielstrebig Pillen an, die er offensichtlich im Ueberfluss zu besitzen schien. Anne-Marie, Gemütszustand schockiert bis amüsiert, lehnte dieses Geschenk dankend ab. Unser Fahrer ließ sich nicht beirren und erzählte von dem Electrofestival, das er am Wochenende besuchen würde, während er weitere fünf Zigaretten genüsslich hintereinander wegzog. Ich, zusammengepfercht auf der Rückbank, erlebte leichte Erstickungszustände. Schließlich kamen wir in irgendeinem gottverlassenen Vorort von Amsterdam an, nahmen einen Bus Richtung Zentrum und quartierten uns bei Fleur, einer niederländischen Freundin aus Berlin, ein. Kosten/Strecke: 2,60€/263km Was wir gelernt haben: Wie man – theoretisch – drei Tage am Stück wach bleiben kann Was wir hätten brauchen können: Sauerstoffzufuhr |
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Mai 2018
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